3. März 2021

„Wichtig ist, dass wir Familie leben und vor allem fühlen“

Madita Haustein ist lesbisch, verheiratet und hat zwei Kinder. Sie ist die leibliche Mutter ihrer Tochter, ihr vierjähriger Sohn wurde von ihrer Frau zur Welt gebracht. In ihrem Podcast „Gay Mom Talking“ spricht sie über und mit Regenbogenfamilien.  


Was macht eine Familie für Sie aus?

Familie bedeutet für mich Verbundenheit und bedingungslose Liebe. Mir ist nicht wichtig, ob mich Gene mit meinen Familienmitgliedern verbinden oder nicht. Wichtig ist, dass wir Familie leben und vor allem fühlen.

Was ist für Sie das Besondere an ihrer Familie?

Wir sind eine Regenbogenfamilie, die aus meiner Frau, mir und unseren zwei Kindern besteht. Ich bin die leibliche Mutter unserer großen Tochter. Sie ist sieben und im letzten Sommer eingeschult worden. Unser vierjähriger Sohn wurde von meiner Frau geboren. Nach zwei erfolgreichen Stiefkindadoptionen sind wir inzwischen beide auch rechtliche Eltern beider Kinder. Der Weg zur Familie war nicht immer leicht, aber er hat sich gelohnt.

Was war ihr bisher schönster Familienmoment?

Es gibt viele kleine Momente, die ich am liebsten für immer konservieren möchte. Gerade sagte mein Sohn beim Zu-Bett-Gehen zu mir „Mama, ich hab dich mamamamäßig lieb!“ Doch der größte Moment war sicher die Geburt unserer Tochter. Als lesbisches Paar ist das Kinderkriegen nicht selbstverständlich und mit vielen Entscheidungen und Ängsten gespickt, die Hetero-Paare nicht haben. Seit unsere Tochter bei uns ist, hat sich einfach alles verändert: Jeder Zweifel, alle Bedenken sind ganz plötzlich wie ausgelöscht. Einfach so. Durch dieses kleine Mädchen.

Reagieren andere / die Gesellschaft auf Ihre Familie? Und wenn ja, wie?

Wir erfahren wenig direkte, negative Reaktionen. Doch mich verletzten auch vermeidlich „gut gemeinte“ Ratschläge darüber, wie man einen Jungen erziehen sollte oder zu intime Fragen über die Zeugung meiner Kinder. Gesamtgesellschaftlich und besonders politisch muss sich noch einiges tun: Die Stiefkindadoption hat trotz der „Ehe für alle“ noch Bestand und Institutionen wie Kitas, Grundschulen oder auch Jugendämter sind auf Regenbogenfamilien und ihre Bedürfnisse nicht vorbereitet. Im großen Bild „Familie“ werden wir längst noch nicht richtig mitbedacht.

Was wünschen Sie sich für Ihre Kinder?  

In erster Linie natürlich das, was sich viele Eltern für ihre Kinder wünschen: das beste, freiste, selbstbestimmteste und glücklichste Leben, das man sich vorstellen kann. Für meine Kinder wünsche ich mir zusätzlich, dass sie diskriminierungsfrei durch ihre Kindheit und Jugend gehen dürfen. Leider ist das heutzutage nicht selbstverständlich.